Was ist Anti-Bias? Methoden und Ziele eines Anti-Bias-Trainings
Artikel von Žaklina Mamutovič und Annette Kübler

Veröffentlcht in der Broschüre: Woher komme ich? Reflexive und methodische Anregungen für eine rassismuskritische Bildungsarbeit, 2014

Was ist Anti-Bias?

Das englische Wort „Bias“ bedeutet übersetzt „Voreingenommenheit“ oder auch „Einseitigkeit“. Anti-Bias-Ansätze in der pädagogischen Arbeit und der Begleitung von Bildungseinrichtungen (Kitas, Schulen, usw.) zielen darauf, Schieflagen sichtbar zu machen und Diskriminierungen abzubauen.

In einem Prozess, der an den eigenen Erfahrungen der Teilnehmenden ansetzt, erfolgt eine Sensibilisierung für eigene Vorurteile und verschiedene Formen von Diskriminierung. Oft können Menschen Diskriminierungen, von denen sie selbst verletzt werden, gut benennen. Ein wichtiger Schritt ist, auch zu erkennen, wie ich von Strukturen privilegiert werden und wie Privilegien meinen Blick einschränken. Denn das Problem beginnt nicht erst, wo Menschen einseitig handeln – es beginnt schon, wo Menschen Situationen einseitig wahrnehmen. Anti-Bias wird auch mit „vorurteilsbewusst“ übersetzt, um deutlich zu machen, dass niemand vorurteilsfrei ist, sondern gelernte Bilder unbewusst wirksam sind. Anti-Bias geht es nicht nur um einzelne diskriminierende Handlungen sondern lenkt den Blick ebenso auf „die Luft, die sie umgibt“, den Kontext, auf gesellschaftlich geteilte Bewertungen und strukturell ungleiche Verteilung von Macht. Die Erkenntnis des eigenen Mitspielens in diskriminierenden Strukturen ist ein wichtiger und schwieriger Punkt. Mir einzugestehen, dass ich Teil bin von Ungerechtigkeiten, die ich doch ablehne und hinzusehen, wie ich sie stabilisiere ist oft mit Scham- und Schuldgefühlen verbunden. Doch der Schritt ist notwendig, um handlungsfähig zu werden, um konkret alternative Betrachtungs- und Handlungsweisen zu entwickeln: Wie gestalten wir Praxen so um, dass nicht-diskriminierendes, vorurteilsbewusstes Verhalten unser Miteinander prägt?

Der Anti-Bias Ansatz beschäftigt sich mit verschiedenen Formen von Diskriminierung und ihren vielschichtigen Verstrickungen (wie z.B. Gender, Klasse, sexuelle Lebensweise, Alter, rassifizierende Zuschreibungen, körperliche Gesundheit, usw.). Es wird die gesellschaftlichen Bewertung von Unterschieden betrachtet und beinhaltet die Auseinandersetzung mit struktureller Diskriminierung.

Zum Hintergrund von Anti-Bias

Anti-Bias als pädagogischer Ansatz für Bildungsgerechtigkeit mit einem Schwerpunkt auf Kleinkindpädagogik hat seine Wurzeln in der US-amerikanischen „social justice“ Bewegung (Louise Derman-Sparks). In der Praxis wurde er vielfältig weiterentwickelt: Kinderwelten.net erstellte ein umfassendes Konzept zur Praxisentwicklung in Kindergärten, das praktisch erprobt ist, südafrikanische PädagogInnen (elru.co.za) nutzte ihn in Südafrika für Menschen aller Altersstufen um die „Apartheid in den Köpfen“ zu verändern. Mit „Vom Süden lernen“ von inkota.de kam anti-bias mit südafrikanischen TrainerInnen in die erwachsenenpädagogische Weiterbildung. Trainer_innen (z.B. des anti-bias-netz.org) haben ihn für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen kontinuierlich weiterentwickelt.

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