Was ist 2 plus 3?
Die Sprachwissenschaftlerin Heike Wiese hilft auf die Sprünge, um alltägliche Mechanismen von sprachlicher Ausgrenzung zu verstehen.
Ein Beispiel: Auf Mutter Frage „Was ist 2 plus 3?“ wäre eine sinnvolle Antwort: „Mama, kannst du nicht bis 5 zählen?“. Das wäre „normal“.
Kinder aus der Mittelschicht antworten mit „fünf“, weil sie dies Art von Test-Fragen schon kennen und gelernt haben, stolz darauf zu sein, dass sie es können. Und das bringt entscheidende Vorteile in der Schule: Manche Kinder sind mit „unechten Fragen“ der Eltern gut auf die spezielle Kommunikationskultur der der Schule sind vorbereitet – andere nicht.
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Erkennen, was für mich „normal“ ist, ist schwer. Für mich war dies ein Augenöffner im Bereich sprachliche Kommunikationsformen. Ein Beispiel von vielen, wie manche Kinder privilegiert und andere benachteiligt werden – meist suptil und ohne dass ich es merke. Und natürlich ohne dass ich es will. Ist doch normal.
Das ist doch das Spannende: dass viele Formen der Reproduktion von Diskriminierung so in unserer Alltagskultur „normalisiert“ wurden, dass ich Anstöße von außen brauche, um es Stück für Stück merken zu lernen.
Prof. Heike Wiese eröffnet uns neue Blicke auf Mehrsprachigkeit: Statt das Vorurteil zu bedienen, Kiezdeutsch sei „Kanaksprak“, und Zeichen für mangelnde Integration sagt sie: Kiezdeutsch ist ein neuer faszinierender Dialekt kreativer Jugendlicher.
Heike Wiese, Professorin für Deutsche Sprache der Gegenwart an der Universität Potsdam, rettet diesen Dialekt vor seiner Stigmatisierung.