Tagebücher des Sesperado
Lachen über Rassismus und weiße Dominanz?
Vor über 20 Jahren hatten wir mit Annita Kalpaka und Nora Räthzel ein Seminar im Martin Niemöllerhaus organisiert über „die Schwierigkeit nicht rassistisch zu sein“. Damals diskutierten wir, warum der Begriff “Ausländerfeindlichkeit” irreführend und verschleiernd ist. Sie konfrontierten uns damit, dass Rassismus nichts ist, was sich auf Südafrika oder Neonazis beschränkt und sensibilisierten uns, Rassismus im Alltag wahr zu nehmen.
Seitdem hat sich viel getan. Heute werden mit den “Postcolonial Studies” und “Critical Whiteness” viele Erkenntnisse an den Unis verbreitet. AutorInnen wie Noah Sow und Mutlu Ergün gelingt es, diese kritischen Inhalte mit viel Humor „unters Volk“ zu bringen. Besonders empfehlen möchte ich heute: „Kara Günlük, Die geheimen Tagebücher des Sesperado“ von Mutlu Ergün.
Im »Kara Günlük« erfahren wir zum Beispiel, was man alles auf die Frage »Wo kommst du heeeer« antworten kann und was passiert, wenn ein P.O.C.-Revolutionär zur Bundeswehrmusterung gerufen wird. Sesperados Familien- und Freundeskreis entblößt immer wieder die unfreiwillige Komik des Alltagsrassismus und stößt damit Angehörige der Mehrheitsgesellschaft immer wieder aus ihrer Privilegien-Kuschelecke.
Wenn die Lachmuskeln zu Ruhe gekommen sind und ihr neugierig wurde auf diesen kritischen Blick auf weiße deutsche Normalität, dann empfehle ich: „Wie Rassismus aus Wörtern spricht.“